Es ist so weit - du studierst Medizin und auf einmal redet jeder von seiner Doktorarbeit. Und, dass er/sie/es schon längst damit begonnen hat. Und jetzt wird es auch wirklich Zeit. Seien wir ehrlich - egal ob statistisch, klinisch oder experimentell: Auf das Schreiben hat doch keiner Lust. Deshalb habe ich für dich ein paar Tipps zusammengestellt, wie du das möglichst schnell hinter dich bringst - danke mir später :-)
Kurz zu mir und meiner Doktorarbeit
Ich bin Marie, studiere aktuell im 5. Jahr Humanmedizin und habe studienbegleitend eine experimentelle Doktorarbeit gemacht. Das wird nicht empfohlen, weil du a) super wenig Zeitpuffer hast, sollte ein Experiment schief gehen, und b) generell neben dem Studium schon echt wenig Zeit dafür ist.
Ich habe im 3. Studienjahr gestartet und nach einem Jahr ungefähr alle Daten zusammengehabt (das ist verhältnismäßig früh). Im Anschluss habe ich mir die großen Semesterferien (ca. 2 Monate) ganz fürs Schreiben freigehalten. Das restliche Studium habe ich immer mal wieder durchgeguckt und verbessert.
Mein Forschungsverlauf war also bisschen ungewöhnlich - nimm dir da mal nicht zuviel Beispiel dran. Am Schreiben schon eher😜
Im folgenden will ich dir ein paar Tipps auflisten, die ich mir vor dem Schreibprozess gewünscht hätte🥰
1. Kommunikation ist das A und O
Du solltest viel reden. Zum einen mit deinem Doktorvater/deiner Doktormutter: Was sind ihre Erwartungen? Hat sie Tipps? Wie haben das ihre anderen Doktoranden gemacht? Klär dir alle Nummern, die du kriegen kannst! 😋 Gibt es Fristen oder Zeitvorstellungen?
Schließ dich auch mit deinen Kommillitonen kurz. Frag ehemalige Doktoranden. Informier dich. Dieser Punkt zeigt schon - du bist genau richtig bei diesem Blogpost😉😃
Solltest du nach dem Post noch Fragen haben, steht dir unsere Kommentarfunktion immer zur Verfügung 😎
2. Buchempfehlung: Dissertation in 30 Tagen
Ich habe damals das Buch "Dissertation in 30 Tagen" empfohlen bekommen. Der Titel ist ehrlich gesagt bisschen sehr optimistisch - ein wenig (viel) mehr Zeit habe ich schon gebraucht. Die Tipps darin sind aber echt nice. Einer war zum Beispiel, dir das Word-Dokument einer fertigen Monographie eines ehemaligen Doktorandens deines Instituts zu holen. Und erstmal alle Textstellen etc. rauszulöschen, aber die Formatierung und Struktur zu lassen. So hast du ein template und einen Rahmen in 5 min😋
Abgesehen von den echten guten Tipps, kannst du das Buch durchblättern, bevor du mit deinem Betreuer/deiner Betreuerin den Schreibprozess planst. Und dann bist du schon bestens informiert - das kommt natürlich auch mega gut an🤓
3. Klarer Plan
Mach dir, bevor du startest einen klaren Plan. Nimm dir deine Menge an Zeit und frag dich, bis wann du mit Kapitel xy fertig sein willst. Wenn du im Verlauf merkst, dass das unrealistisch ist, dann pass ihn an.
Z.B. auf Goodnotse, aber auch sonst überall im Internet, gibt es digitale Monatsplaner. Schnapp dir einen, damit du dich nicht zeitlich verennst und den Überblick behältst. Mir nimmt das auch immer einiges an Stress, wenn ich weiß, dass ich im Zeitplan bin😌
Überleg dir außerdem, in welcher Reihenfolge du anfängst. Manchmal kann man z.B. den Materialien- und Methodenteil schon schreiben, während man noch die Daten erhebt. Auch die Ergebnisse aufzuschreiben, ist sehr stumpf. Einleitung und Diskussion dagegen müssen bisschen aufeinander angepasst werden :)
4. Nimm dir genügend Zeit
Wo wir auch schon beim nächsten Punkt sind: Nimm dir genügend Zeit. Natürlich abhängig davon, was du brauchst: Eine Mantelschrift geht schneller als eine Monographie. Beides solltest du aber nicht in ein viel zu kleines Zeitfenster quetschen müssen. A) leidet darunter die Qualität der Arbeit und b) ist das für den Schreiber selbst auch super frustrierend 🤨
5. Zum ersten Mal Paper lesen?
Für mich war die Doktorarbeit das erste Mal, dass ich wirklich intensiv mit Papern gearbeitet habe. Und ich fand es super schwierig, über die ganzen Literaturquellen den Überblick zu behalten. Deshalb hier ein paar Ratschläge, die mich das haben überleben lassen:
- Ich habe mir auf die erste Seite eines jeden papers, das ich nutzen wollte, in kurzen Stichpunkten geschrieben, was darin am wichtigsten für mich ist. Welch Core-Message ziehe ich daraus und was gehört davon in meine Arbeit?
- Man soll eher keine Reviews (also Übersichtsarbeiten) zitieren - sie dienen aber als guter Einstieg in das Thema. Außerdem kannst du deren Quellen nutzen, um weiter zu recherchieren und tiefer einzusteigen. Ein super Überblick also.
- Ich habe viel mit verschiedenen Textmarkerfarben gearbeitet. Grün: Das ist neu und wichtig. Blau: Schon bekannt, aber auch wichtig. Rot: Dieses markierte Paper will ich nacher nochmal durchlesen. Tob dich aus.
- Die wichtigen Paper habe ich mir heruntergeladen und in verschiedenen Ordnern abgespeichert. Dabei habe ich versucht das nach Themen zu ordnen. Dieses Themenordner kannst du in allen Programmen nutzen und überall einheitlich benennen. Ich hatte sie auf meinem Laptop, um die pdfs abzuspeichern, in Goodnotes, um die paper dort zu beschreiben und in Refworks (s. nächster Punkt), um die Zitate dort zu ordnen. Das ist bisschen aufwendig, aber am Ende bist du dankbar, dass deine 130 Paper übersichtlich geordnet und zu finden sind 🤗
6. Literaturverwaltungsprogramme - Zitieren leicht gemacht
Es gibt Literaturverwaltungsprogramme. An meiner Uni, der MHH, werden zum Beispiel in der Bibliothek Schulungen zum Programm "RefWorks" angeboten, das wir Studenten auch kostenlos nutzen dürfen. Das Programm speichert deine Literaturquellen als Zitate. Du kannst seine Erweiterung in Word integrieren und dann mit einem Klick das jeweilige Zitat einfügen. Wenn du später auf das Zitat klickst, zeigt es dir außerdem alle Infos zu der Quelle an. Meiner Meinung nach super praktisch, um den Überblick zu behalten und für alle, die Zitieren auch so unglaublich nervig finden😅
Ein weiterer Vorteil: Das Programm kann dir ein Literaturverzeichnis in dem von dir gewünschten Zitierstil erstellen. Dabei aber Achtung: Auch Technik macht Fehler. Lies lieber über alles nochmal drüber - ein paar verstreute Patzer findest du immer🙃
Weitere Programme wären zum Beispiel EndNote (Apple und Windows) oder Citavie (Windows).
7. Gratis-Rechtschreibkorrektur dank Duden.com
Auf Duden.com kannst du ein 7-tätiges kostenlosese Probeabo abschließen und so den "DudenMentor" uneingeschränkt nutzen. Das heißt, du kannst Textpassagen in ein Textfeld kopieren und im Anschluss werden dir deine Rechtschreib- und Grammatikfehler genannt. Wenn du das magst, gibt dir der Mentor auch Wortdoppelungen, ungeschickte Wörter und lange Sätze an.
8. Korrekturlesen nach dem Schreibprozess
Da ich Anfang des 4. Studienjahres mit dem Schreiben fertig war (und glaub mir, ich war sehr früh dran - das ist nicht normal!), hatte ich noch viel Zeit für den Feinschliff. Das heißt, ich habe mir immer alle 1-2 Monate einen Tag genommen und nochmal in Ruhe drübergelesen. Das ist sehr praktisch, weil du dann nicht mehr so tief in der Thematik steckst und den Inhalt deiner Arbeit objetiver betrachten kannst. Und dich nochmal eher fragst:"Kapiert das ein Außenstehender?".
Dabei natürlich Achtung: Irgendwann reicht es auch und man verschlimmbessert nur noch😙😃
9. Old but Gold: Nimm dir Zeit für dich
Der Klassiker: Es bringt keinem etwas, wenn du maximal gestresst versuchst, 100 Seiten und mehr zu Papier zu bringen. Auch mit Schlafmangel hat noch keiner einen Oskar gewonnen. Und du musst (und kannst) auch keine 10 Stunden am Tag ballern. Vor allem nicht, wenn du die ganze Zeit hochkonzentrierte Literaturrecherche machst. Also: Nimm dir Zeit für dich und deine Lieben. Auch so eine Doktorarbeit ist ein Marathon und kein Sprint. Und wie immer gibt es so viel wichtigeres im Leben. Du kriegst das schon hin😘😇
So, das waren schon die Ratschläge, die ich gerne vor dem Schreiben gehabt hätte. Alles an allem ist es voll machbar und danach ist auch wieder Zeit für schöne Dinge🤭 Bleib einfach dran und prokrastinier nicht zu viel. Nicht so wie ich: Ich schreibe gerade diesen Post, obwohl ich mein Literaturverzeichnis nochmal durchgehen sollte. Ups 😃
Worauf wartest du noch?
Raus in die Welt mit dir,
Chaira & Marie