Wir haben im Anschluss an unsere Maasai Mara Safari noch ein traditionelles Maasai Dorf besucht. Auch unser Guide war ein echter Maasai, allein deshalb war unsere Neugier schon geweckt. Denn während unserer Safari hatten wir eine sehr spannende Unterhaltung über die Rollenverteilung in der Gesellschaft und die Unterschiede könnten nicht größer sein. So überrascht wir anfangs auch von der Familiengründung der Maasai waren, umso mehr konnten wir sie nachvollziehen und verstehen, nachdem wir dieses Dorf besucht haben. Unsere Eindrücke halten wir hier für euch fest. Das soll euch aber nicht davon abhalten, das Dorf zu besuchen, denn aufgrund der Entwicklung und der Gesetzgebung ist es für die Maasai sehr schwierig, ihren ursprünglichen Lebensstil zu erhalten. Aus diesem Grund sind sie auf das Geld von Touristen, die ihre Dörfer besuchen, angewiesen. Außerdem ist es wirklich ein super spannender, interkultureller Austausch!
Der Besuch im Dorf
Euer Besuch beginnt mit einem Begrüßungstanz, den die jungen Männer und Frauen für euch aufführen. Uns haben sie gleich auch mit in den Tanzkreis gezogen. Natürlich sahen wir neben ihnen aus, wie unbewegliche Stöcke. Aber wir haben wirklich unser Bestes gegeben :D
Gleich im Anschluss sind die unverheirateten Männer so hochgesprungen, wie sie es konnten. Das hat Tradition, denn umso höher die Männer springen, desto wahrscheinlicher wird es, dass sie eine Frau bekommen. Das Springen üben sie, während sie die Tiere zum Grasen auf das Land führen. Währenddessen sind die Frauen für das Dorf verantwortlich. Das beinhaltet das Bauen von Häusern, Kochen, Waschen und Anfertigen von Kleidungsstücken und Schmuck.
Bevor du in das Dorf gehst, wird dir auch noch der Löwenpelz gezeigt. Bevor so viele Tiere wildert wurden und als das Ökosystem noch im Gleichgewicht war, musste ein Mann, bevor er Heiraten durfte, einen Löwen erlegen. Das ist aufgrund der neuen Gesetzgebung nicht mehr erlaubt, weshalb dieser Teil der Tradition nicht mehr praktiziert wird.
Das Dorf selbst ist von einer Mauer umgeben, für die die Männer verantwortlich sind, um die gefährlichen Tiere fernzuhalten. Die Häuser befinden sich direkt hinter dem Schutzwall und werden aus Kuhdung, Holz und Erde gebaut. Das Dach wird mit Gräsern und Blättern verdichtet. Der Aufbau jedes Hauses ist gleich, mit einer Küche, zwei Schlafzimmern und einem Aufenthaltsraum. Um dem Rauch des offenen Feuers zu entgehen, setzt sich die Maasai auf niedrige Bänke, denn das Dach ist so dicht, dass der Rauch nur durch die Eingangstür entweichen kann. Die Türen sind auch immer der regenabgewandten Seite zugewandt. Ein Haus hält für ca. 10 Jahre. Der Grund dafür sind die Termiten.
In jedem Haus gibt es eine verheiratete Frau und einen Maasai Mann. Ein Mann kann mehrere Frauen heiraten. Gerade für uns deutsche Kartoffeln, die meist monogam leben, ist das ungewohnt, doch für die Maasai ist das ganz normal. Und es ist uns viel leichter zu verstehen, als uns unser Maasai-Führer erklärt, wie die Geschlechterverteilung innerhalb des Dorfes ist. Denn sein Vater (der Häuptling) hat 57 Kinder von 7 Frauen, doch aus dieser Menge an Kindern, sind nur 7 Jungs hervorgegangen. Und alle - der Mann und seine Frauen - verstehen sich sehr gut und betrachten sich als große Familie. Aber es herrschen dennoch strenge Regeln. Der Mann muss alle Frauen gleich behandeln, selbst wenn er eine Lieblingsfrau haben sollte. Sollte er seiner Pflicht nicht nachkommen, wird ihm die bevorzugte Frau weggenommen, bis er diese Ungerechtigkeit beseitigt hat.
Heiraten sie ihre Geschwister?
Um das zu verhindern, heiraten viele Maasai, Männer und Frauen aus anderen Stämmen.
Zurück zum Aufbau des Dorfes. Mittig, voneinander getrennt, leben Kühe und Ziegen. Denn die Maasai leben von der Viehzucht. Landwirtschaftliche Güter müssen sie kaufen. Früher tauschten sie ihre Güter mit anderen Stämmen, die sich hauptsächlich mit der Landwirtschaft versorgten. Doch aufgrund des Klimawandels kommt es immer wieder zu Streitigkeiten.
Um ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, entzünden die Maasai auch ein Feuer auf ihre traditionelle Art. Wer gerne Survivalvideos anschaut, kennt die Technik mit dem sich schnell drehenden Ast auf einem weicheren Stück Holz. Durch die Reibung der schnellen Drehbewegung entzündet sich ein Glut, der mit trockenen kleinen Holzschnipseln entfacht wird. Das Feuer wird anschließend in jedem Haus getragen, wo es vor allem für das Kochen genutzt wird.
Am Ende deines Besuchs gehst du noch durch den dorfeigenen Markt. Hier bieten die Familien an ihren jeweiligen Tischen ihre handgefertigten Güter an. Von den bunten, gemusterten Tüchern der Maasai, über Küchenutensilien bis hin zu Schmuck ist hier wirklich alles vertreten. Wir haben ein paar Kleinigkeiten mitgenommen und am Ende nicht mal 10€ gezahlt. Und das Geld bekommen auch die, die es wirklich brauchen. In der Stadt zahlst du für deine Souvenirs um einiges mehr. Hab aber wenn dann Schilling dabei, oder Euroscheine, denn die Münzen können die Maasai nicht in der Bank einlösen.
Warum tragen die Maasai die bunten Tücher?
Die traditionell roten Tücher sind auf die Vergangenheit der Maasai zurückzuführen. Damals kam es zu vielen Kriegen zwischen den verschiedenen Stämmen, aber auch zwischen den Maasai selbst. Das rot erinnert an das vergossene Blut.
Für uns war der Besuch sehr schlussreich. Gerade die Familienverhältnisse, wenn man diese Gemeinschaftsgedanken sieht und besser nachvollziehen kann, waren für mich dadurch viel verständlicher.
Das solltest du dir deshalb auf keinen Fall entgehen lassen.
Raus in die Welt mit dir!
Chiara und Marie